Text zum Projekt 'Grühlingseiche' |
Bernd Janes, 2010 |
In der Verwandlung steckt die Veränderung mit dem Hinweis auf die Möglichkeit der Erkenntnis. Natürliche Veränderungen geschehen tagtäglich, meist jedoch in solch grossen Kreisläufen eingebettet, dass wir sie kaum bemerken. Sonne und mit ihr Licht und Schatten, Hitze, Kälte, Regen und Schnee erscheinen uns als ewige, nicht beeinflussbare Kräft. Wir leben auf eine seltsam entfernte Art und Weise in ihnen.
In der Erde verwurzelt, bilden Bäume ihre Verästelungen in das luftige Licht aus, in Richtung des Unendlichen und Unerklärbaren, viel länger als es ein Menschenleben verfolgen kann.Wie kein anderes Wesen symbolisieren Bäume für uns Natur, transportieren Idealbilder von Schönheit, Stärke, Lebensfülle. In Mythen, Märchen, Visionen und Religionen aller Kulturen spiegeln Bäume unser Seelenleben. Sie begleiten unser Dasein - und wir das ihre. Seit Urzeiten lebt der Baum seine in individuelle Eingebundenheit im Ganzen. Er atmet die Abgase der Menschen ein, speichert sie im Wachstum und stellt sie als Energieträger wieder zur Verfügung. Unter seinem lichten Schutz, in den Farbenreihen der Blätter und seinen heftigen Bewegungen im Sturm erwachte der Mensch.
Mit dem Ende eines Baumlebens beginnt die Kulturgeschichte des Holzes. Lebensunterstützende Eigenschaften begleiten uns weiterhin. Daher ist Gebautes aus Holz Geruch, Sprache, Klang, eben Lebenswerk. Indem wirt es formen, formt es uns. Das weiche und Harte, Vielfarbige und Gleichmäßige, besonders das Dauerhafte dieses Materials verlangt mehr als nur Wissen. In der Emphatie der Hand liegt die Sorge um das Werk, das Handwerk. Wie keine andere Materie hat sich das Holz tief in unser sozio-kulturelles Leben eingefügt, ist Gegenwart, Erinnerung und Vision geworden.
Es gilt, zu lesen, in den Jahresringen, in den Spuren der Arbeit, in den Verfärbungen, zu tasten, in den Verletzungen, in einem Rahmen, für 361jährige Dienste am Menschen.