Pablo Neruda |
Gedichte
Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 1963 |
Ode an den Duft des Holzes
Spät, mit den in der Kühle
aufgegangenen Sternen
öffnete ich die Tür.
Das Meer
sprengte im Galopp
durch die Nacht.
Aus dem dunklen Hause kam
wie eine Hand
der starke
Duft
des wohlverwahrten Holzes.
Sichtbar war der Duft,
als
lebte noch
der Baum.
Als zuckte da sein Herz.
Sichtbar
wie ein Gewand.
Sichtbar
wie ein abgebrochener Zweig.
Ich ging
im Innern
meines Hauses umher
umwoben
von jener balsamischen
Dunkelheit.
Draußen
magnetischen Steinen gleich
funkelten
die Himmelspunkte,
und der Duft des Holzes
rührte an
mein Herz
wie Finger,
wie Jasmingesträuch,
wie manche Erinnerung.
Das war nicht der Pinien
scharfer Duft,
nein,
das war nicht
der Riß in
des Eukalyptus Haut,
es waren
auch
die grünen Wohlgerüche nicht
der Rebe,
sondern
etwas Geheimnisvolleres,
denn diesen lieblichen Duft
gab es nur
ein einzig
einziges Mal,
und dort, nach allem, was ich in der Welt gesehen,
in meinem eigenen
Haus in der Nacht, dicht am winterlichen Meer,
hier erwartete mich
der Duft
der mächtigsten Rose,
der Erde aufgeschnittenes Herz,
etwas,
das,
von der Zeit gelöst,
wogenhaft mich überflutete
und in meinem Innern sich verlor,
da ich die Tür auftat
der Nacht.