Wirklichkeit versus Realität |
Ettore Sottsass im Interview mit Marco Maier in ‚Du - die Zeitschrift der Kultur’ 18. Januar 1995
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'...Die Kindheit ist seine stärkste Erinnerung. ‚ Es sind Gerüche, Düfte, Klänge, Musik, Lieder, Licht und Farben, an die ich mich erinnere. Meine Kindheit in den Dolomiten war von einer total physischen, geradezu biologischen Präsenz. Der Schnee, die Kälte, man wurde nass, fror. Ich war ein Berbub, immer draußen in den Wäldern, oben auf den Bergen. Die Pilze waren nass, das Moos zart und weich. Und alles war in Bewegung, die Jahreszeiten, die Sonne, der Nebel, der Schnee. Ich wusste nichts von den Städten, lebte wie ein kleines Tier. Dann kam die Schule und die Erklärungen der Lehrer, die mir nie genügten. Ich dachte schon sehr früh, das könnte nicht die ganze Wirklichkeit sein. Ich fühlte mich in diesem engen System rationaler Erklärungen eingesperrt...’